gelungen anders – anders gelungen: begeistert, enttäuscht und zuversichtlich!

Mit „Schon wieder anders!“ publizierten wir um das stete Risiko wissend und nach den langen Monaten der Pandemie, in denen gar nichts ging, ab diesem Sommer unser Mozartfest-Programm „Brüderlichkeit“ 2021. Nicht mehr kompakt, sondern in etwa wöchentlicher Folge der Konzerte, so wie sie eben möglich waren. Irritierend fehlt dabei zwar das „Festival-Feeling“, die Gewissheit gewohnter Formen und Zuverlässigkeit. Der Gewinn aber ist die Begeisterung, wenn etwas stattfinden kann und das Eigentliche, das wir uns zum Leitbild gemacht haben wirksam wird:

Erfüllung durch Musik – gemeinsam erleben!

Dies fand mit riesiger Begeisterung und Zuspruch am vergangenen Mittwoch,
dem 20. Oktober 2021, in der Chemnitzer St. Markuskirche zum Preisträgerkonzert statt:

Leider konnte das Jugendsymphonieorchester der Ukraine (YsOU) corona-bedingt nicht wie geplant musizieren. Wir waren dankbar, daß der junge ukrainische Pianist Antonii Baryshevskiy, der ursprünglich mit dem YsOU Franz Xaver Mozarts zweites Klavierkonzert spielen sollte, mit einem reizvollen Soloprogramm mit Werken ukrainischer Komponisten das Preisträgerkonzert würdig gestaltete. Darüber hinaus nahm er kurzfristig Kontakt zu drei ehemaligen Mitgliedern des YsOU, Taras Zdanuik (Violine) / Anna Makarova (Viola) / Anastasiya Maykushko (Violoncello), auf und musizierte mit ihnen das zugleich mitreißende wie berührende Klavier-Quartett Nr. 1 g-Moll, KV 478 (Wien 1785).

MDR-Kultur hat das Konzert mitgeschnitten und wird es am Dienstag, dem 26. Oktober 2021 ab 20.05 Uhr ausstrahlen.

Im Rahmen des Konzertes konnte dann auch, mit Unterstützung der digitalen Kommunikation, der Sächsische Mozartpreis 2021 der Sächsischen Mozart-Gesellschaft e. V. an das Jugendsymphonieorchester der Ukraine (YsOU) und seine Dirigentin Oksana Lyniv verliehen werden. Die Laudatio zur Preisvergabe hielt Dr. Gabriele Ramsauer, ehemalige Leiterin des Mozart-Archivs Salzburg und Direktorin der Mozart-Museen der Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg. Den Preis verlas die 2. Vorsitzende Dr. Franziska Dornig.

Übergeben wurde er von Barbara Klepsch, Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus, und Almut Patt, Chemnitzer Stadträtin und Mitglied das Aufsichtsrat der Kulturhauptstadt Europas 2025 GmbH. Per Live-Video waren Oksana Lyniv und die Orchestermanagerin des YsOU zugeschaltet, die in kurzen Ansprachen Freude und Dankbarkeit für die ihnen verliehene Auszeichnung bekundeten. Stellvertretend für das YsOU nahmen Anna Makarova Anastasiya Maykushko Urkunde und Blumen entgegen.

Zur Begrüßung am Beginn des Konzertes erklärte der 1. Vorsitzende und künstlerische Leiter Franz Wagner-Streuber die Umstände, die zur Programm- und Besetzungsänderung geführt haben. Unter Einhaltung aller erforderlichen Auflagen zu einer sicheren Projektdurchführung war das Jugendsymphonieorchester in der Nacht vom Sonntag zum Montag in Chemnitz angekommen und wollte seine fünftägige Residenz mit Proben, Konzerten und vielen Austauschbegegnungen beginnen. Ein positiv bestätigter Covid-Test erzwang am selben Tag die folgerichtigen Quarantäneauflagen und die mehr als 1.000 km lange Rückfahrt des Orchesters nach Lviv am Morgen des 19. Oktobers. Franz Wagner-Streuber hatte Ende August während des Mozartfestivals in Lviv das Orchester zu Proben für das Konzert in Chemnitz erlebt und sprach von der unglaublichen Enttäuschung der jungen MusikerInnen unverrichteter Dinge und ohne jede Wirksamkeit und Begegnung zurückfahren zu müssen.

Als am Ende des Konzertes das Ensemble 100Mozartkinder gemeinsam mit den vier ukrainischen MusikerInnen den Tango „La Cumparsita“ von Gerardo Matos Rodriguez spielte mischte sich in den Jubel des Publikums auch die Wehmut über die verhinderte Begegnung: Gern hätten wir, nicht ohne Stolz, unseren ukrainischen Freunden neben vielen Dingen, Themen und Orten unserer Stadt auch den Zusammenhang zwischen Chemnitz und dem Tango präsentiert: Das Vorgängerinstrument des für den argentinischen Tango wesentlichen Bandoneons, die Deutsche Concertina, wurde vom Instrumentenbaumeister Carl Friedrich Uhlig erfunden, erstmals 1834 im „Chemnitzer Anzeiger“ vorgestellt und später auf der Leipziger Messe ausgestellt.

Sowohl Oksana Linyv als auch Franz Wagner-Streuber bekräftigten ihre Absicht, die Begegnung nachzuholen und die guten und wichtigen Ideen, die jetzt nur anteilig gelangen, später vollständig zu verwirklichen.