Mozart in SachsenMozart in Sachsen

Warum gerade Mozart?

Wolfgang Amadé Mozart war nicht nur musikalisches Genie, sondern auch Mensch. In seiner Zeit verwurzelt, wirkte er doch musikalisch über sie hinaus. Bis heute bezaubert uns seine Musik, regt zum Zuhören, Musizieren und Entdecken an. Neben der Klassischen Musik steht Mozarts Name aber auch für innovative Ideen und Unabhängigkeit.

Unter seinem Namen möchten wir die Freude an Musik weitergeben. Der geniale Mozart regt uns dabei auf und an.

Erfahren Sie mehr über sein Leben und sein Wirken in Sachsen.

Auf Mozarts Spuren in Sachsen

mozart in sachsen (PDF-Text mit Abbildungen zum Download)

Der Genius Mozart ist allgegenwärtig: Kein Tag vergeht ohne eine Aufführung eines seiner Werke irgendwo in Deutschland oder anderswo. Und wann und in welchem Winkel der Welt auch immer seine Musik erklingt und verständig aufgenommen wird, hinterlässt sie Wirkungen. Nicht immer im direkten Nachvollzug seiner ästhetischen Positionen, wohl aber in der bewussten oder unbewussten Auseinandersetzung mit ihnen. Mozarts Schöpfungen gelten als formvollendet, inhaltlich alle menschlichen Höhen und Tiefen auslotend, künstlerischen Anspruch und „Populares“ miteinander verbindend – kurzum als klassisch vollkommen. Das war nicht immer so, denn weder sind sie schlagartig durch moderne Medien verbreitet worden noch beruhte ihr Erfolg auf einer kurzlebigen Tagesaktualität. Dennoch ist es erstaunlich, wie bald sich der Ruf Mozarts als außergewöhnliches kompositorisches Talent verbreitete. Allerdings bedurfte es schon des nachhaltigen persönlichen Einsatzes als Virtuose – zunächst vom Vater angestoßen, später aus Geldnot und innerer Verpflichtung fortgesetzt – um seiner Musik Gehör und ein geneigtes Publikum zu verschaffen.

Im Sachsenland unter Kurfürst Friedrich August III. hatte man bis in die siebziger Jahre des 18. Jahrhunderts noch selten Gelegenheit, mit seiner Musik Bekanntschaft zu schließen. Zu sehr waren die Nachwirkungen des Siebenjährigen Krieges noch spürbar, erst langsam begann das kulturelle Leben wieder aufzublühen und insbesondere Sache eines selbstbewusster auftretenden Bürgertums zu werden. Gegenüber Wien, Salzburg, Mannheim, Paris, Prag und Berlin schienen die sächsischen Residenzen zurücktreten zu müssen. Und als Mozart 1789 von Wien aus über Prag seine neue Konzertreise antrat, war nicht die Hoffnung auf „viel Ehr und Ruhm“ in Dresden das Ziel, sondern im preußischen Berlin. Dass die Reise – nach der eher beiläufig geplanten Begegnung – aber gerade in Dresden und Leipzig ihre besonders heraushebenswerte Bedeutung erfuhr, zeugt von einem aufgeschlossenen, kunstsinnigen Klima im Lande. Immerhin kam Mozart nicht als Unbekannter: Umherreisende Theatergesellschaften wie die “Churfürstlich Sächsischen privilegirten deutschen Schauspieler“, die 1785 im Redoutensaal die „Entführung aus dem Serail“ zum ersten Mal in Dresden aufführten, die Theatertruppe Abel Seylers oder die „Guardasonische Gesellschaft Italiänischer Opervirtuosen“ hatten mit ihren Aufführungen seiner musikdramatischen Werke den Boden für eine herzliche Aufnahme Mozarts in Sachsen bereitet. Der kurfürstlichen Familie war er seit dem 14.10.1787 verbunden, als er zu Ehren der Heirat der Erzherzogin Maria Theresia von Toskana, einer Tochter des späteren Kaisers Leopold II., mit dem Bruder des Kurfürsten Prinz Anton Clemens Theodor von Sachsen (er wurde 1827 selbst König) in Prag eine Vorstellung von „Le Nozze di Figaro“ dirigierte. Und für seine Instrumentalwerke interessierte sich der Kurfürst schon geraume Zeit, ließ aus Wien heranschaffen, was erhältlich war, und musizierte sie in Bearbeitungen sogar selbst. So scheint es ganz natürlich, dass Mozart schon bald nach seiner Ankunft in Dresden am Ostersonntag (12.04.1789) eine Einladung zu einem Hofkonzert im Residenzschloss erhielt, der er denn am Dienstag Folge leistete. Im “Zimmer der Kurfürstin“ – im ersten Stock des Westflügels gelegen, wo üblicherweise die Hofkonzerte stattfanden – spielte er u. a. sein später als „Krönungskonzert“ populär gewordenes Konzert für Klavier und Orchester D-Dur (KV 537). Dennoch muss er auf diese Einladung recht stolz gewesen sein, denn Frau Constanze schrieb er nach Wien: „Das ist ganz was außerordentliches für hier; denn hier kommt man sonst sehr schwer zu gehör; und du weißt daß ich gar keinen Gedanken hier hatte.“ Die Proben zu diesem Konzert fanden am Vortag im „Hotel de Pologne“ statt, einer Nobelunterkunft Ecke Schlossstraße/ Große Brüderstraße, wo Mozart und sein Reisebegleiter Fürst Karl Lichnowsky Quartier genommen hatten.

Noch am Abend der Ankunft war Mozart – sicherlich nicht nur um die Sängerin Josepha Duschek zu treffen – bei dem Sekretär des Geheimen Kriegsratskollegiums Johann Leopold Neumann in der Schloßstraße 36 vorstellig geworden, denn Neumanns Frau, die Pianistin Bassemann, galt als Seele der seit 1777 dort abgehaltenen Akademien, der so genannten „Bassemannschen Konzerte“ unter Mitwirkung der Hofkapelle. Der Kontakt war bald geknüpft, gemeinsam besuchte man anderntags die Hofkirche, um eine Messe des Dresdener Oberkapellmeisters Johann Gottlieb Naumann zu hören, und fand sich am Nachmittag zu einem Privatkonzert zusammen. Nach dem erfolgreichen Konzert beim Kurfürsten am 14.04., das Mozart „eine recht schene Dose“ ( ob 100 Dukaten enthaltend ist nicht sicher belegt) einbrachte, wurde die Hofkirche am 15.04. auch Zeuge des Orgelwettstreites mit dem gewiss nicht schlechten Erfurter Organisten Johann Wilhelm Häßler, einem Enkelschüler Bachs. Hier wie im Hause des russischen Gesandten Fürst Alexander Michailowitsch Beloselski-Beloserki am Neustädter Kohlmarkt (bis zur Zerstörung im II. Weltkrieg Körnerstraße 7), wo der Wettstreit auf dem Fortepiano fortgesetzt wurde, verließ Mozart als überlegener Sieger den Platz. Am gleichen Abend noch besuchte er eine Vorstellung einer Oper Cimarosas am Dresdener Italienischen Opernhaus, die ihm allerdings „wahrhaft Elend“ vorkam, und feierte ein Wiedersehen mit seiner 1775 ersten Sandrina aus „La Finta giardiniera“ Rosa Manservisi. Die beiden letzten Tage seines Dresdener Aufenthaltes am Donnerstag und Freitag nach Ostern nutzte Mozart vornehmlich zu Besuchen im Körnerhaus, ehe er am 18.04. seine Reise fortsetzte. Im Hause des Oberkonsistorialrats Christian Gottfried Körner – ein musikalisch talentierter Freund Schillers und späterer Vater des Dichters Theodor Körner – zog ihn nicht nur die Aussicht auf eine ausgezeichnete Küche an, zu der er mit langem Improvisieren die Tafelmusik lieferte, sondern vor allem die Schwägerin des Hausherren Johanna Dorothea Stock. Ihr verdanken wir heute eine der authentischsten Abbildungen des Komponisten: die bekannte Silberstiftzeichnung, zu deren Anfertigung ihr wohl seine ausgedehnte Tafelmusik Gelegenheit gab. Insgesamt durfte Mozart seinen Besuch in Dresden, wo er von der Adelsgesellschaft wie von den bürgerlichen Häusern gefeiert wurde, als vollen Erfolg verbuchen. Allerdings dauerte es noch bis zum 12.01.1791, ehe in Dresden die erste „richtige“ Aufführung einer Mozart – Oper, „Cosi fan tutte“ zustande kam, und zwar in Joseph Secondas Theater auf dem Linckeschen Bade. Ihr sollten in den neunziger Jahren auch „Don Giovanni“, „Le Nozze di Figaro“, „La Clemenza di Tito“ und „Die Zauberflöte“ folgen. Besonderen Verdienst um den Einsatz für Mozarts Werke erwarben sich in Dresden im ausgehenden 18. und beginnenden 19.Jahrhundert die Kapellmeister J.G.Naumann (dessen Messe Mozart besucht hatte), F.Paer, E.T.A. Hoffmann und C.M.v.Weber, die damit – und mit eigenen Werken – der deutschen Oper zum Durchbruch verhalfen. Fortan zählten Mozarts Opern zum festen Bestand der Spielpläne. Er selbst galt schon bald als Klassiker, dem man nicht nur musikalische Denkmäler setzte. So schuf Ernst Rietschel 1843 für die erste Semper-Oper eine Mozart-Skulptur, die nach dem Brand von 1869 gerettet werden konnte und in den Staatlichen Kunstsammlungen Aufnahme fand.

Des Weiteren befindet sich auf der Parkanlage Bürgerwiese ein Mozart-Denkmal von Hermann Hosäus aus dem Jahr 1907. Es geht auf Initiative des Mozart-Vereins zu Dresden zurück, der seit 1896 musikbegeisterte Laien zur gemeinsamen Pflege mozartischer Musik versammelte und ein Vereinsorchester gründete, das seit über 100 Jahren mit zahlreichen Konzerten an die Öffentlichkeit tritt.

Nachdem Mozart die Stadt verlassen hatte, schlug er über Meißen, Oschatz, Hubertusburg und Wurzen den Weg nach Leipzig ein, wo er am 20. April eintraf. Ob er unterwegs übernachtete und wo er in Leipzig Quartier nahm, ist unbekannt geblieben. Möglicherweise hätte ein Brief vom 22.04., den er an Constanze geschrieben haben will und dessen Verlust er später beklagt, darüber Auskunft gegeben. Belegt ist durch einen glaubwürdigen Zeugen wie Johann Friedrich Reichardt , dass er „ohne vorausgehende Ankündigung und unentgeltlich auf der Orgel in der „Thomaskirche“ improvisiert hat – so gut, dass Kantor Johann Friedrich Doles „ganz entzückt“ war und seinen alten Lehrer Bach „wieder auferstanden“ glaubte. Zudem soll es am Vortag in der Wohnung Doles’ einen „musikalischen Abend“ gegeben haben, dem Mozart beiwohnte, wie auch einen Besuch in der Thomasschule, wo ihn Doles mit der Aufführung einer Motette J.S.Bachs durch den Thomanerchor überraschte. Die Bewunderung, die – der zu diesem Zeitpunkt schon 75jährige – Doles dem 33jährigen Mozart zollte, geht aus einer Widmung hervor, die der Thomaskantor ein Jahr später über seine Gellert-Kantate „Ich komme vor dein Angesicht“ setzte.

Entzückt von Mozarts Klavierspiel zeigte sich ebenfalls der Mediziner und neu gewählte Rektor der Universität Dr. Ernst Platner. In seinem Haus wie dem des Chirurgen Christian Friedrich Ludwig in Löhrs Hof (jetzt Markt 8) und verschiedenen anderen Privathäusern, in die er während seines Leipziger Aufenthaltes zwischen dem 20. bis 23.04. und 8.05. bis17.05 eingeladen wurde, sparte Mozart nicht mit seiner Kunst, musizierte und improvisierte nach Herzenslust. Die vielen Freunde, die er dabei gewann, bewogen ihn „leiptzig …nicht zu affrontiren, sondern dienstags den 12.ten eine Academie zu geben.“ Das Konzert im alten Gewandhaus , das neben der „Prager“ und der „Jupitersinfonie“, 2 Konzertarien (von Josepha Duschek interpretiert), den Klavierkonzerten in B (KV 456) und C (KV 503) auch noch eine freie Improvisation und die Variationen KV 354 enthielt, muss an die drei Stunden gedauert haben – wahrlich ein großzügiger Kunstgenuss, den Mozart den Leipzigern schenkte. Da allerdings die Hälfte von ihnen mit Freikarten ausgestattet war, bemaß er den Erfolg „von Seiten des beyfalls und der Ehre glänzend genug, desto mägerer aber die Einnahme betreffend“. Dennoch sollte sich das Konzert für den Komponisten auszahlen, denn unter dem Gewandhauskapellmeister Johann Gottfried Schicht (seit 1785 Amtsnachfolger Johann Adam Hillers, der wiederum 1790 Doles im Amt des Thomaskantors nachfolgte) begann die systematische Pflege der Musik Mozarts in den Gewandhauskonzerten, die bis heute anhält. Dem erfolgreichen Singspielkomponisten Hiller muss wiederum bescheinigt werden, dass durch ihn nicht nur Mozarts Name am 24.01.1782 erstmals auf einem Programmzettel in Leipzig erschien (vermutlich in Zusammenhang mit der Aufführung der Sinfonie KV 338), sondern auch die Leipziger Erstaufführung des Requiems 1792 zustande kam. Was das Leipziger Theater anging, so fand die Erstaufführung eines musikdramatischen Werkes Mozarts, nämlich des Singspiels „Die Entführung aus dem Serail“, am 4.Oktober 1783 auf dem Theater am Rannstädter Thore statt, einem Komödienhaus auf der Ranstädter Bastei (jetzt Richard – Wagner-Platz), das 1766 durch den theaterbegeisterten Kaufmann Gottlob Benedict Zehmisch errichtet wurde. Wie in Dresden zeichneten die „Churfürstlich Sächsischen privilegirten deutschen Schauspieler“ für den Erfolg verantwortlich. Dass ein anderer Leipziger, der Theaterdichter Christian Friedrich Bretzner – auf dessen Vorlage „Belmont und Constanze“ das Singspiel zurück geht – gegen die Vertonung durch Mozart protestiert haben soll, erscheint wenig glaubhaft und wurde ihm erst später in den Mund gelegt, zumal wir 1795 im gleichen Theater eine von ihm ins Deutsche übertragene Fassung von „Cosi fan tutte“ unter dem Namen „Weibertreue, oder Die Mädchen sind von Flandern“ finden. Ebenfalls im Alten Theater konnten die Leipziger am 15.06.1788 „Don Giovanni“ sehen – dargeboten von der „Guardasonischen Gesellschaft Italiänischer Opernvirtuosen“ mit den Namen der Prager Uraufführung. Den Darsteller des „gestraften Ausschweifenden“ – wie der Theaterzettel Giovanni titulierte – Luigi Bassi, dem Mozart die Rolle auf den Leib geschrieben hatte, durften die Sachsen allerdings erst in einer der folgenden Aufführungen sehen. 5 Jahre später hatten sie dann Gelegenheit, ihn als Papageno in einer italienischen „Zauberflöte“ und nach 1814 in Dresden als Guglielmo, Masetto und schließlich als erfolgreichen Regisseur an Morlacchis Opernhaus zu bewundern.

In die Reihe der musikdramatischen Werke Mozarts, die man in Leipzig kannte, bevor er selbst die Stadt betrat, gehört auch „Figaros Hochzeit“: Am 3.08.1788 war sie von der Truppe Guardasonis gezeigt worden. Als Kapellmeister wirkte in dieser Truppe ein junger Organist der katholischen Schlosskapelle in der Pleißenburg (Standort des jetzigen Neuen Rathauses) mit: der Freimaurer Carl Immanuel Engel, der wohl wesentlich daran beteiligt war, dass sich dem Logenbruder Mozart in Leipzig alle Türen öffneten. Mozart bedankte sich bei ihm vor seiner Abreise am 17.Mai noch mit einer Kleinen Gigue in G, KV 574.
Als vierte der Leipziger Erstaufführungen folgte 1792 die italienische Originalfassung von „Cosi fan tutte“, ehe die Mozartbegeisterung dann ihren Höhepunkt in der Erstaufführung der „Zauberflöte“ am 25.Januar 1793 erreichte, mit der diesmal wieder Secondas deutsche Schauspielergesellschaft ins Schwarze traf und Guardasonis Inszenierung vom gleichen Jahr zuvor kam. Vervollständigte die „Herzoglich Weimarsche Hofschau spielergesellschaft“ des Intendanten Johann Wolfgang von Goethe 1809 mit „ Titus“ die Reihe der Spätwerke, so dauerte es doch bis 1869, ehe „Idomeneo“ – nun im zwei Jahre zuvor von C.F.Langhans gebauten Neuen Theater am Augustusplatz erstmalig Einzug in Leipzig halten konnte.
Die Rolle der Stadt im Einsatz für Mozarts Musik, der seit über 200 Jahren anhält und nur zeitweise und unwesentlich im 19.Jahrhundert durch das Auftreten der Romantiker zurückgedrängt wurde, wäre unvollständig ohne die Erwähnung der großen Musikverlage Breitkopf & Härtel und C.F.Peters. Aber auch hier bedeutete das persönliche Auftreten Mozarts einen wichtigen Anstoß: Hatte sich Leopold Mozart schon 1772 an Johann Gottlieb Immanuel Breitkopf im Goldenen Bären, Universitätsstraße 11, mit der Bitte um Annahme der Kompositionen seines Sohnes zum Druck gewandt, ohne dass es in den 70iger Jahren dazu gekommen wäre, so änderte sich dies insbesondere nach der Übernahme des Verlages durch Gottfried Christoph Härtel 1795. Der nunmehr als Breitkopf & Härtel auftretende Verlag kaufte von Constanze einen beträchtlichen Anteil des Nachlasses, begann mit den „Oeuvres complettes“ (1798 -1806) einen Versuch der Systematisierung, brachte mit der „Allgemeinen Musikalischen Zeitung“ (redigiert von Friedrich Rochlitz, dem eine Reihe anekdotischer Erinnerungen an das Auftreten Mozarts zu danken sind) eine erste anspruchsvolle Musikzeitschrift auf den Markt, veröffentlichte zum 100.Geburtsjahr des Komponisten den ersten Teil der Mozart-Biographie Otto Jahns, 1862 das Verzeichnis von Dr. Ludwig Ritter von Köchel und legte mit der „Alten Mozart Ausgabe“ (1877 – 1883) eine editorische Spitzenleistung vor, die für mehr als 100 Jahre wegweisend sein sollte.

Die Verbindung des 1800 als „Bureau de Musique“ eröffneten Verlagshauses C. F. Peters Talstraße 10, zu Mozart geht auf seinen Mitbegründer Franz Anton Hoffmeister zurück, der selbst ein erfolgreicher Komponist wurde und bereits 1784 in Wien einen ersten Verlag gegründet hatte. Diese erste Unternehmung dürfte Anstoß für Mozart gewesen sein, ein Verzeichnis seiner Werke anzulegen. Hoffmeister druckte schon im folgenden Jahr ein Klavierquartett (KV 478) und Mozart widmete seinem Freund das so genannte „Hoffmeisterquartett (KV 499). Mit dem Aufkommen des Notendrucks einhergehend verbreiterte sich im 19.Jahrhundert die Theaterlandschaft in Sachsen auch in den mittleren Städten. Ein Chemnitzer, der Hiller-Schüler und Beethoven-Lehrer Christian Gottlob Neefe, selbst einer der besten Singspielkomponisten der Zeit, hatte als Kapellmeister der Seylerschen Truppe in Mannheim, Bonn und Dessau nicht unwesentlichen Anteil an der Verbreitung Mozartscher Theatermusik. Schon am 27.09.1789 gab es in Mannheim eine deutsche Giovanni – Aufführung unter dem von ihm gewählten Titel „Der bestrafte Wollüstling oder Der Krug geht solange zu Wasser, bis er bricht“, und 1800 erschien ein deutsch/italienischer Klavierauszug „La Clemenza di Titus“ bei Simrock in Bonn. Verschiedene Bearbeitungen Mozartscher Themen u.a. für Orgel zeugen außerdem für die Wertschätzung. In Chemnitz, wo die Bewohner bis 1838 auf einen eigenen, direkt für diesen Zweck geschaffenen Theaterbau warten und sich mit Gastspielen der herumziehenden Truppen in verschiedenen Behelfsbühnen begnügen mussten, fanden die Mozart-Opern dessen ungeachtet schon frühzeitig eine starke Resonanz. Am 9.01.1801 ist eine Aufführung der „Entführung aus dem Serail“ von Bretzner und Mozart durch die Truppe Ritter von Steinsberg verzeichnet. „Die Zauberflöte“ und „Don Juan“ empfanden die Chemnitzer bereits als klassisch, als sie im ersten Jahr des neugebauten „Actientheaters“ (nach 1909 im Unterschied zum Opernhaus „Altes Theater“ genannt und 1945 den Bombenangriffen zum Opfer gefallen) an der Theaterstraße aufgeführt wurden. „Jedes Ohr lauschte mit Entzücken den alten wohlbekannten Melodien“, heißt es in einer Kritik zur „Zauberflöte“ vom 28.03. 1838, und Direktor Friedrich Jacob Christian Kramer durfte mit Recht auch auf Erfolg für die Ansetzungen „Don Juan“ (11.05.) und “Die Entführung aus dem Serail“ (11.06.) hoffen.

Und Mozartopern blieben ein starker Zuschauermagnet nicht nur zu den entsprechenden Jubiläen, sondern vor allem in der Kontinuität ihrer Ansetzungen, allen voran der „Zauberflöte“, die sich zur meistgespielten Oper überhaupt in Chemnitz entwickelte. Während allerdings „Titus“ bereits 1818 in Chemnitz gezeigt wurde, dauerte es bis 1979, ehe der „Idomeneo“ in einer deutschen Fassung unter der Leitung von GMD Dieter-Gerhardt Worm und der Regie Carl Rihas in Chemnitz Einzug hielt.
Allein in den Jahren seit 1909, als das Opernhaus am Theaterplatz eröffnet wurde, gab es abgesehen von Kriegszeiten keine Spielzeit ohne Mozart auf der Bühne – und im Konzertsaal sowieso. Generalmusikdirektoren wie Max Pohle, Oscar Malata und Rudolf Kempe wählten Mozartopern zu Dirigaten bei hervorgehobenen Anlässen, und die Wiedereröffnung des rekonstruierten Hauses 1992 nach der politischen Wende bescherte den Chemnitzern eine „Zauberflöte“ – Inszenierung, die inzwischen in die 15. Spielzeit geht.
Als ein Zentrum der lebendigen Auseinandersetzung mit dem Komponisten, seinen Wirkungsmöglichkeiten in einer technisierten Welt und der Propagierung seiner Werke beweist sich die 1991 gegründete „Sächsische Mozart-Gesellschaft e. V“. Ihr besonderes Markenzeichen sind die alljährlich stattfindenden Mozartfeste, die sich aus bescheidenen städtischen Anfängen zu landesweiten Musikfesten entwickelt haben und wiederholt nationale Resonanz gefunden haben. Unter Vorsitz Franz Wagner-Streubers trägt sie Mozarts Musik an neue und überraschende Aufführungsorte, holt anscheinend Vergessenes ans Licht und gewinnt Interpreten für ungewöhnliche Gegenüberstellungen. Mit ihren Programmen – den „Regenbogenkonzerten“, der Konzertreihe „Neue Musik“ und der „Kleinen Nachtmusik“ – spricht sie Menschen unterschiedlichsten Alters wie sozialer Herkunft an und öffnet ihre Herzen für das große Geschenk, das Mozart ihnen hinterlassen hat – seine Musik.

Volkmar Leimert
Quellenangabe: H. C. Robbins Landon: Das Mozart-Kompendium, Droemer Knaur München 1991; Angermüller, Geffray & von Glasner: Mozart auf der Reise nach Prag, Dresden, Leipzig und Berlin, Verlag K. H. Bock, Bad Honnef 1995; Brigitte Richter & Ursula Oehme: Mozart in Kursachsen, Leipzig 1991, Stadtarchiv Chemnitz, Archiv der Städtischen Theater Chemnitz

Um weitere ergänzende Angaben, die sich aus dem Lesen dieses Textes ergeben, wird gebeten. Bitte wenden Sie sich an die Sächsische Mozart-Gesellschaft e. V.

Von Michael Hochmut erreichten uns für Interessierte die nachstehenden Hinweise zum vorstehenden Text:

Zitat: Umherreisende Theatergesellschaften wie die “Churfürstlich Sächsischen privilegirten deutschen Schauspieler“, die 1785 im Redoutensaal die „Entführung aus dem Serail“ zum ersten Mal in Dresden aufführten, die Theatertruppe Abel Seylers oder die „Guardasonische Gesellschaft Italiänischer Opervirtuosen“ hatten mit ihren Aufführungen seiner musik­dramatischen Werke den Boden für eine herzliche Aufnahme Mozarts in Sachsen bereitet.

Kommentar: Bondinis und später Franz Secondas privilegierte deutsche Schauspielergesell­schaft ist m.E. in den 37 Jahren ihrer Dresdner Präsenz nie im Redoutensaal, der auch gar nicht mehr für Theateraufführungen ausgelegt war, aufgetreten. Warum sollte sie es ausge­rechnet im Januar 1785 für „Entführung“ getan haben? Gibt es für diese Angabe eine Quelle? Mit höchster Wahrscheinlichkeit war die Aufführungsstätte das Kleine kurfürstliche (von Pietro Moretti erbaute) Theater im Italienischen Dörfchen. (Auch nicht das Theater auf dem Lin­ckeschen Bad, wie z.B. bei Höntsch „Opernmetropole Dresden“ angegeben.)

Abel Seylers Truppe hat (zumindest bei ihren Besuchen in Sachsen in den 1770er Jahren) noch keine Mozart-Werke gegeben.

Guardasonis Gesellschaft war eigentlich bis 1789 die Prager Truppe von Pasquale Bondini, der nur Domenico Guardasoni mit der Regie und seiner Vertretung beauftragt hatte. Sie trat in Sachsen nur in Leipzig auf. In Dresden gab es eine separate italienische Operngesellschaft, die im 18. Jarhundert aber nur „Cosi“ und ein sehr interessantes Pasticcio aus drei Mozart-Opern „Gli amanti folletti“ gegeben hat.

Zitat: Allerdings dauerte es noch bis zum 12.01.1791, ehe in Dresden die erste „richtige“ Aufführung einer Mozart – Oper, „Cosi fan tutte“ zustande kam, und zwar in Joseph Secondas Theater auf dem Linckeschen Bade. Ihr sollten in den neunziger Jahren auch „Don Giovanni“, „Le Nozze di Figaro“, „La Clemenza di Tito“ und „Die Zauberflöte“ folgen.

Kommentar: Die „Cosi“ kam nicht am 12.01., sondern am 5.10.1791 im Kleinen kurfürstlichen Theater und nicht im Theater auf dem Linckeschen Bad erstmals auf eine Dresdner Bühne. Sie wurde auch nicht von Joseph Secondas Gesellschaft, sondern von der subventionierten italienische Operngesellschaft unter Leitung von Andrea Bertoldi gegeben. Die weiteren Aufführungen in den 90ern betreffen dann tatsächlich Joseph Seconda (die italienischen Opern aber natürlich in deutscher Sprache) und können noch um den „Schauspieldirektor“ sowie die deutschsprachige „Cosi“ ergänzt werden.

Zitat: Vervollständigte die „Herzoglich Weimarsche Hofschauspielergesellschaft“ des Inten­danten Johann Wolfgang von Goethe 1809 mit „Titus“ die Reihe der Spätwerke

Kommentar: Der „Titus“ kam spätestens am 21.12.1800 zur Leipziger Erstaufführung, eben­falls durch Joseph Secondas Truppe. Dies nach dem frühesten noch erhaltenen Theaterzettel. Allerdings hatte Seconda das Werk schon seit Mai 1796 im Repertoire, so dass mit einer früheren Aufführung gerechnet werden darf.

Genaue Daten und Quellenangaben zu den Kommentaren sind zu finden in:

Hochmuth, Michael: Chronik der Dresdner Oper – Band 4: Joseph Secondas „Operngesell­schaft“. Eigenverlag Radebeul 2014

Hochmuth, Michael: Chronik der Dresdner Oper – Band 5: Erstaufführungen * Musiktheater. Eigenverlag Radebeul 2019