Jan Garbarek

Jan Garbarek wurde am 4. März 1947 im norwegischen Mysen geboren und zog mit seiner Familie später nach Oslo. Nachdem er im Radio Aufnahmen von John Coltrane gehört hatte, begann er mit vierzehn Jahren autodidaktisch Saxophon zu spielen. Auch Dexter Gordon, der damals häufiger Norwegen besuchte, hinterließ bei dem jungen Garbarek einen tiefgehenden Eindruck. 1962 gewann Garbarek einen Amateurwettbewerb und gründete seine erste eigene Band. Nach Abschluss der Schule studierte er in Oslo Philosophie und trat u.a. mit der Sängerin Karin Krog und dem Schlagzeuger Jon Christensen auf. Eine Begegnung mit dem Komponisten und Bandleader George Russell beim Molde Jazz Festival 1965 führte dazu, dass er nicht nur bei ihm Unterricht bekam, sondern in den folgenden Jahren auch bei verschiedenen seiner Projekte – wie “Othello Ballet Suite” (1967) und “Electronic Sonata” (1969) – als Solist in Erscheinung trat. Russsell beschrieb Garbarek später als “eine der orginellsten Stimmen im europäischen Jazz seit Django Reinhardt”.
Sein erstes Album unter eigenem Namen, “Til Vigdis” (“Für Vigdis”, gewidmet seiner damaligen Freundin und heutigen Ehefrau) nahm Garbarek 1967 live mit u.a. Jon Christensen und dem Bassisten Arild Andersen sowie dem kalifornischen Posaunisten Frank Phipps auf. Die kraftvolle und raue Phrasierung, mit der er aufwartete, war damals deutlich an die von US-amerikanischen Avantgardisten wie Coltrane, Archie Shepp, Albert Ayler und Pharoah Sanders angelehnt. Von dem heute typischen lyrischen, leicht nasalen Garbarek-Sound war er da noch weit entfernt.
1969 wurde Manfred Eicher auf das norwegische Talent aufmerksam und holte den Saxophonisten zu seinem kurz zuvor aus der Taufe gehobenen Label. Bei ECM Records brachte Garbarek in den kommenden Jahrzehnten etliche Alben heraus, die heute als Meilensteine der Jazzgeschichte gelten: In den 70ern zum Beispiel “Witchi-Tai-To” sowie – als Partner von Keith Jarrett – “Belonging” und “My Song”, im Trio mit Charlie Haden und Egberto Gismonti “Folk Songs” und “Magico”, in den 90ern dann “Star”, “I Took Up the Runes”, “Twelve Moons”, “Ragas And Sagas”, “Visible World” und natürlich “Officium”, einen der größten musikalischen Crossover-Erfolge aller Zeiten, den der Saxophonist gemeinsam mit dem klassischen Hilliard Ensemble einspielte. Mit der atemberaubenden Doppel-CD “Dresden – In Concert”, Garbareks erstem eigenen Live-Album für ECM, glückte ihm 2009 erneut ein überraschender Geniestreich. Unter den Titeln “Sleeper” und “Magico: Carta de Amor” erschienen 2012 außerdem zwei Doppel-CDs mit bis dahin unveröffentlichten, historischen Live-Mitschnitten. Die eine Doppel-CD enthielt Aufnahmen von einem Konzert, das er 1979 mit Keith Jarretts europäischem Quartett in Tokio gegeben hatte, die andere Aufnahmen von einem 1981 erfolgten Auftritt in München mit Egberto Gismonti und Charlie Haden.
Als Jan Garbarek im November 2016 mit seinem aktuellen Quartett ein ausverkauftes Konzert in der Royal Albert Hall in London gab, schrieb Sarah Chaplin in den London Jazz New: “Jetzt, nach über vierzig Karrierejahren, ist Garbarek der Perfektion so nah, wie es menschlich möglich ist, und erweist sich als Meister der Stille und des Klanges, als Meister eindrucksvoller rhythmischer Figuren ebenso sehr wie schmerzlich schöner Phrasen.”
Jan Garbarek Group
Stadthalle, Theaterstraße 3, 09111 Chemnitz
Freitag, 3. Juni 2022 – 20.00 Uhr
Foto: ©Guri Dahl