Christoph Ritter

In Thüringen geboren und aufgewachsen, zeichnete die Silhouette dieser Landschaft mit ihren Hügeln und Wäldern den Lebens- und Schaffenshorizont von Christoph Ritter quasi im Voraus. Von der Natur erbte er die bei Künstlern heutzutage selten anzutreffenden Gaben der Kontemplation und des Vertieftseins in das Gesuchte. Diese Qualitäten ordnen sich harmonisierend und vorausbestimmend in jeden Tätigkeitsbereich Christoph Ritters organisch ein, wären das Aufführungspraxis, Pädagogik oder Festivalorganisation.
Bereits die Hinwendung zur Liedgestaltung während des Klavierstudiums an der Weimarer Musikhochschule offenbarte sein mehr und mehr Raum greifendes besonderes Interesse an den Wechselbezügen der Künste. Bestärkt und geprägt wurde er dabei von Norman Shetler, dem er nicht zuletzt wesentliche pianistische Impulse verdankt.
Unabhängig vom Zeitpunkt ihrer Entstehung ist Musik für Christoph Ritter immer als Neue Musik zu begreifen. Das eigene Konzertieren ist Dialog, Konversation, Spiel mit ungewissem Ausgang, das der Intuition und dem Unverhofften Raum gibt.
Es war nur eine Frage der Zeit, die Welt zeitgenössischer Kompositionen mit ihren erweiterten Spieltechniken und faszinierenden Möglichkeiten der Klangerzeugung zu entdecken und das Ensembles für Neue Musik klangwerkstatt weimar mit zu begründen, mit dem er in der Konzeption und Realisierung einer eigenen einzigartigen Konzertreihen und Rundfunk- und CD-Aufnahmen in langjährige Arbeit verbunden ist.
Die Professur an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar und die sich aus ihr ergebenden internationalen Meisterkurse für Liedgestaltung für Sänger und Pianisten an renommierten Musikhochschulen wie z.B. in Princeton, Taipei, Biel, Birmingham, Oslo, Istanbul und Dublin erlauben Christoph Ritter im vollen Masse die Realisierung seiner künstlerischen Grundideen und Prinzipien. Eines seiner Hauptprinzipien beim Unterrichten: Entwicklung der Individualität durch klangliche Identität. Christoph Ritter lehrt seine zahlreichen Studenten ein konzentriertes Hindurchwachsen/Heraushören ihrer Selbst. Dabei geht es nicht nur um klangliche Technik.
Zur eigenen und zur Verfügung der Studenten und Kollegen steht eine in Vielem einzigartige persönliche Bibliothek. Bücher: internationale Philosophie, Prosa, Lyrik, Bildende Kunst und Noten.
Konzerttätigkeit und Pädagogik sind für Christoph Ritter natürlicherweise miteinander verbundene Laboratorien und Versuchsterrains. Und jede dieser Tätigkeiten stellt zweifellos eine künstlerische Handlung dar.
Selbst eine trockene und kurze Aufzählung der künstlerischer Tätigkeiten Christoph Ritters wäre eines konzertierenden und nicht mit Pädagogik beschäftigten Musikers würdig und umfangreich.
Was erlaubt Christoph Ritter ohne Hektik, betrachtend, den konzertierenden Musiker und Pädagogen in sich zu vereinen? Genau das: sein Vertieftsein in das Zeitlose, aber immer gesuchte klingende ICH.

Foto: Guido Werner

100 Jahre Bauhaus – Kontraste III
Donnerstag, 23. Mai, 20.00 Uhr
Stadtbad Chemnitz
Mühlenstraße 27

Kompositionen zu Gedichten von Kadinsky
Samstag, 24. Mai, 20.00 Uhr
Villa Esche, Chemnitz
Parkstraße 58